Ski und Schicksal

Eine Weihnachtsliebe

Lesenswerte weihnachtlicher Liebesroman mit Tiefgang.

Der weihnachtliche Liebesroman von Karolina Benke lädt dich zum Träumen ein. 

Für alle, die verschneite Alpen und das winterliche Österreich lieben!

Ein weihnachtlicher Liebesroman für kalte Wintertage. 

Der weihnachtliche Liebesroman von Karolina Benke erwärmt das Herz.

Marco hat gerade sein Studium beendet und hasst es, Weihnachten mit der Familie zu verbringen. Wie gut, dass sein bester Freund einen Skiurlaub in Österreich gewinnt. In den verschneiten Alpen trifft Marco auf Lena und es funkt sofort zwischen ihnen. Aber Marco glaubt nicht an Fernbeziehungen und Lena fällt es schwer, einem Mann zu vertrauen. Werden sie es schaffen, die Hindernisse zu überwinden?

Ein deutsch-österreichischer Liebesroman mit Tiefgang, der das Herz in kalten Wintertagen erwärmt.

Ein lesenswerter weihnachtlicher Liebesroman mit Tiefgang.

Ein Weihnachtlicher Liebesroman mit Tiefgang

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Lesenswerte weihnachtlicher Liebesroman der in Deutschland und Österreich spielt.

„Ski und Schicksal: Eine Weihnachtsliebe“ ist ein weihnachtlicher Liebesroman, der dich in die verschneiten Alpen Österreichs entführt und dein Herz berührt. Lass dich von der Magie des Winters verzaubern, während Marco und Lena versuchen, ihre alten Wunden zu heilen und finde heraus, ob das Schicksal ihnen eine zweite Chance schenkt. 

Diese Geschichte lädt dich ein, innezuhalten, loszulassen und die Magie eines weihnachtlichen Neubeginns zu spüren.

Lesenswerte weihnachtlicher Liebesroman mit Tiefgang.

Weihnachtlicher Liebesroman für das Herz.

Leseprobe

Erstes Kapitel zu "Ski und Schicksal - Eine Weihnachtsliebe",
einem lesenswerten, weihnachtlichen Liebesromans mit Tiefgang

(Marco) 

Glück und Unglück liegen nah beieinander

»Was? Alter, Marco, du hast Trüffelchips gekauft?« Andy hielt laut lachend die knisternde Tüte in die Luft. 

»Na klar. Unsere letzte WG-Party muss doch Stil haben«, sagte ich und wuschelte durch Andys schokobraune Locken.

Genervt drückte er mich weg. »Lass das. Du weißt, dass ich das hasse. Die müssen für die Mädels heute gut aussehen.« Andy grinste mich an und zupfte die Haare zurecht.

»Da muss jede Locke sitzen.« Ich lächelte schelmisch und lehnte mich an unsere zusammengeschusterte Küche, mit den vermutlich hässlichsten gelben Küchenschränken, die jemals hergestellt wurden.

Augenrollend ignorierte Andy meinen Kommentar. »Bist du für die Snacks durch ganz Nürnberg gefahren? Oder wo hast du die komischen Dinger her?« Er stellte die Chipstüte auf den weißen Esstisch, der hier und da braune Brandflecken aufwies, die vor allem durch glühende Shisha-Kohlen zustande kamen.

»Die gab’s beim Laden gegenüber.« Ich musterte Andys Weihnachtspulli mit einem Rentier darauf und einer knallroten Bommelnase. Ich hasste diese Zeit. »Lässt du das alberne Ding an?« Mit hochgezogener Augenbraue zeigte ich auf den Pulli.

»Klar. Jemand muss ja dafür sorgen, dass du Grinch uns nicht die Weihnachtsstimmung versaust.«

Genervt rollte ich mit den Augen. »Kommt Sarah eigentlich auch?«

»Glaub schon. Sarah und Marcella sind doch unzertrennlich. Hast du Angst, dass Sarah über dich herfällt?«

»Hör auf, sie ist nett. Aber nicht mein Typ.« Ich zuckte mit den Schultern und rieb mir über den Nacken.

»Sie steht total auf dich, das weißt du, oder?«

»Jaa«, stöhnte ich. »Ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack.« Mit einem Handgriff nahm ich Andy die Chipstüte weg und schmiss sie auf den gebrandmarkten Esstisch.

»Ist doch schön, wenn so eine hübsche Brünette auf dich steht.«

»Schon, aber es ist irgendwie zu einfach, zu langweilig.« Neben die Chipstüte stellte ich Plastikbecher und legte Eddings für die Beschriftung dazu.

»Ah, du willst es spannender haben, was? Gib ihr eine Chance, du kennst sie ja gar nicht richtig.«

»Ach.« Ich winkte ab. Eigentlich schien Sarah nett und bodenständig zu sein. Und als angehende Grundschullehrerin würde sie sicher meiner Mutter gefallen, die selbst unterrichtete, wenn auch im Gymnasium.

»Hat sich eigentlich schon dein Alter bei dir gemeldet?«, brachte mich Andy aus meinen Gedanken.

»Mein Vater?« Ich seufzte. »Ne, bei seinem Timing würde es mich nicht wundern, wenn er mir während der Party einen reinwürgt.« In meinem Magen bildete sich ein Knoten – eine Mischung aus Frust und Enttäuschung.

»Meinst du? Ach was, der ist bestimmt stolz, dass du endlich deine Bachelorarbeit abgegeben hast.« Andy klopfte mir auf die Schulter. »Alter, verrückt, oder? Nach neun Semestern Maschinenbau-Studium können wir uns endlich Ingenieure nennen.«

»Ja.« Trotzdem würde mein Vater meckern. Den Grund dafür kannte ich zu gut. Der Knoten schwoll an und drückte gegen mein Zwerchfell. Bevor meine Laune im Erdboden versank, schob ich die Gedanken an ihn beiseite. »Bierchen?«, fragte ich und machte den Kühlschrank auf.

»Wie könnte ich da Nein sagen?«

Ich öffnete zwei Flaschen mit einem Löffel und reichte eine davon Andy. »Prost. Mir werden unsere nächtlichen Lernsessions fehlen.« Ich dachte an die Zeiten zurück, als wir bis nachts um drei paukten und auf den letzten Drücker Formeln zusammenschrieben, die wir in die Klausur mitnehmen durften.

»Alter, fang jetzt bloß nicht an zu heulen.«

Wir prosteten uns zu und tranken das Bier.

»Wo stecken eigentlich John und Sven?« Fragend hob er eine Augenbraue.

»John hab ich vorhin mit seiner Gym-Tasche verschwinden sehen.«

»Schlau, noch mal die Muckis pumpen, um Eindruck bei den Mädels zu hinterlassen.«

Mit zusammengekniffenen Augen nickte ich und nahm einen kräftigen Schluck.

»Ja, mit seinen nicht vorhandenen Haaren auf dem Kopf geht das ja schlecht. Und Sven hat mal wieder Putzfee gespielt und keine Ahnung, wo der danach hin ist.« Andy schüttelte seine Locken aus und visierte meine Flasche an.

Ich wog den Inhalt unserer Getränke ab, während mich Rudolf mit seiner bescheuerten Nase anstarrte. Beide halbleer. »Wettsaufen?« Duellierend schauten wir uns an und exten dann das Bier. »Erster«, rief ich so euphorisch, als hätte ich gerade eine Goldmedaille gewonnen.

Andy hustete. »Wie schnell bist du bitte?«

»Tja, wer kann, der kann.« Stolz lächelte ich. »Wir müssen den Rest noch vorbereiten, bevor die anderen kommen. Und Andy-Candy, wehe, es wird wieder wie beim letzten Mal, als du für die Musikbox verantwortlich warst. Ach, und vielleicht ziehst du einen anderen Pulli an, das Ding macht mich aggressiv.«

»Hältst du mir noch immer vor, dass ich das eine Mal das blöde Akkuladekabel vergessen habe?« Er zog die Augenbraue hoch. »Alter, grinch hier mal nicht so viel rum. Ich ziehe mich sicher nicht um.«

Ich schmunzelte. Während sich Andy um die Musik kümmerte, räumte ich das gebrauchte Geschirr in die Spülmaschine und schmiss Stifte, Kabel, Computerspiele und was noch so alles vor mir herumlag in die Schublade im Wohnzimmer. Sven, unsere Putzfee wäre alles andere als begeistert über meine Aufräumkünste, aber wohin sonst mit dem ganzen Kram auf die Schnelle?

Wenige Augenblicke später kam unser anderer Mitbewohner John mit seinen türrahmenbreiten Schultern und ausgestreckter Brust hereinspaziert, als würde die Welt auf ihn warten, und warf die Sporttasche, auf der ein paar Schneeflocken schmolzen, neben das Sofa.

Verärgert kickte ich dagegen. »John, räum deinen Scheiß weg. Willst du, dass Sven wieder einen Anfall kriegt? Und die anderen sind gleich da.«

»Ja, ja, in der Ruhe liegt die Kraft. Lass mich doch erst mal ankommen. Wer gestresst durch die Welt geht, verpasst das Leben.«

»Boah, John, du und deine Sprüche. Stell sie doch einfach in dein Zimmer, Mann.« Schwer atmend verdrehte ich genervt die Augen.

Andy platzierte die Musikbox und die Chips auf den Couchtisch und naschte. »Mh … Gar nicht schlecht«, sagte er und zeigte den Daumen nach oben.

Im Hintergrund dröhnte Hip-Hop aus den Boxen, wenige Augenblicke später klingelte es schon an der Tür. Nach und nach füllte sich unser kleines Männerreich. Sarah und Marcella brachten Glühwein und ein paar weitere Chipstüten mit. Ich nahm ihnen die Mitbringsel ab, legte die Snacks auf den Couchtisch und stellte den Glühwein neben dem Herd ab. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, saß Andy bereits mit den beiden auf dem Sofa und hatte seine Arme, oder besser gesagt, seine Tentakel, um sie gelegt. Typisch. Beschämt strich ich mir über die Stirn. Die beiden taten mir jetzt schon leid. Nichts für ungut, aber Andy schoss bei Frauen manchmal einfach ein wenig über die Ziellinie hinaus.

»Ihr zwei Hübschen habt mich gerettet. Ich dachte schon, ich müsste meinen Ingenieurstitel ohne euch feiern. Für euch haben wir sogar extra Trüffelchips besorgt. Was kann ich meinen Retterinnen zu trinken anbieten?«

»Erst mal ein Bier.« Sarah schob Andys Arm von sich und schaute mich lächelnd an.

»Für mich auch«, sagte ihre Freundin.

Eigentlich total süß, wie Sarah mich einen Moment zu lange mit ihren honigbraunen Augen ansah, während ihre welligen Haare bei jeder Bewegung mitschwangen. Und trotzdem, die Intensität ihres Blickes prallte an mir ab wie an einer Mauer. Ich wusste, ich sollte Luftsprünge machen, aber es reizte mich nicht. Vielleicht sollte ich Andys Rat folgen und mich darauf einlassen und schauen, wo es hinführte. Was nicht ist, kann ja noch werden, oder nicht? An das Konstrukt der Liebe auf den ersten Blick oder so einen Schwachsinn glaubte ich nicht. Noch nie hatte eine Frau bei mir vom ersten Moment an Herzflattern ausgelöst, dass es mir die Sprache verschlug. Nicht einmal meine Ex-Freundin Hannah hatte das geschafft. Diese ganzen kitschigen Lovestories gab es doch bloß in Hollywood-Filmen. So ein Blödsinn. Aus Anstand erwiderte ich Sarahs Geste und lächelte zurück.

»Bring mir ein Leinburger Bier mit«, rief John Andy zu, der in die Küche lief, und gesellte sich aufs Sofa zu den Mädels.

»Mir auch.« Ich setzte mich an die Kante des Sofas, obwohl neben Sarah noch Platz wäre. Es genügte mir schon, dass ich meinen Vater enttäuschte. Ihr wollte ich es ersparen, indem ich ihr keine unnötigen Hoffnungen machte. Als Andy zurückkam, reichte er uns die Getränke und wir prosteten uns zu.

»Alter, wir sind einfach eine geile Truppe Jungs. Das seht ihr doch auch so, oder?«, fragte Andy in Richtung der beiden Mädels.

Marcella grinste und rollte mit den Augen. »Klar, das würdest du jetzt gern hören.«

Mit einem scharfen Blick versuchte ich, meinem besten Kumpel eine Botschaft zu senden: ›Junge, du versaust es gleich.‹ Keine Ahnung, ob er die Warnung verstand. Ich streckte den kleinen Finger aus und trank einen Schluck Bier. Ob Marcella auch Grundschullehramt studierte? Da ich die beiden Mädels noch nicht lange kannte, wusste ich es nicht. Wir hatten sie kürzlich auf einer Uni-Party kennengelernt, und weil Andy unbedingt sein Glück bei Marcella versuchen wollte, luden wir die beiden ein. Außerdem würden ein paar Mädels auf der Party nicht schaden, da wir überwiegend unsere männlichen Kumpels eingeladen hatten. Obwohl ich auf die Bierflasche in meiner Hand starrte, spürte ich Sarahs durchdringenden Blick. Er haftete an mir wie die Post-its am Kühlschrank, die John in seinem ersten Semester Elektrotechnik angeklebt hatte und die seitdem dort hingen. Irgendwelche Formeln und Motivationssprüche.

»In deinen smaragdgrünen Augen verliere ich mich doch jedes Mal. Ohne Landkarte finde ich da einfach nicht raus«, sagte Andy zu Marcella.

Verlegen steckte sie eine blonde Strähne hinters Ohr und lächelte.

Ich wünschte, ich hätte das überhört. Die Anmachsprüche meines besten Kumpels waren so gut wie wässriger Kaffee am Morgen. Aber sie schienen bei den Mädels anzukommen. Zumindest, wenn er es nicht übertrieb.

Die Eingangstür knallte zu. Sven kam mit unserer Nachbarin und ein paar weiteren Mädels herein. Sie zogen Schuhe und Winterjacken aus und betraten das Wohnzimmer.

»Hey!«, begrüßten wir ihn und die anderen.

Sven schnappte sich ein paar Trüffelchips. »Bäh, was sind das denn für Dinger?« Angewidert zog er die Nase kraus.

»Alter, ich weiß nicht, was du hast. Die sind voll lecker«, meinte Andy und griff ebenfalls zu.

»Deine Geschmacksnerven sind auch schon ausgestorben. Gut, dass ich was mitgebracht habe.« Sven hielt eine Packung Salzbrezeln hoch und warf sie auf den Wohnzimmertisch neben die anderen Snacks und die Musikbox. Es klingelte noch ein paar Mal und weitere unserer Freunde stießen zu uns. Viele kannten sich, andere lernten sich kennen. Wir unterhielten uns und mit dem Alkohol fielen die ersten Hemmungen. Ausgelassen tanzten und grölten wir zu California Love von 2Pac und zu Scenario von A Tribe Called Quest. Andy und Marcella kamen sich näher und waren irgendwann verschwunden. Der Rest von uns scherzte miteinander, während Sarah mich immer wieder an der Schulter berührte und mir tiefe Blicke zuwarf. Der Abend schien perfekt, bis mein Handy vibrierte.

Ich kramte es aus der Hosentasche, ein Blick auf den Bildschirm verdarb mir schlagartig die Stimmung. In meinem Bauch meldete sich erneut der Knoten wieder. Trotzdem öffnete ich die Nachricht.

Papa

»Hallo, Marco. Herzlichen Glückwunsch, du hast es also endlich geschafft, deinen Bachelor zu machen. Es hat ja nur zwei Jahre länger gedauert als geplant. Ich hoffe, du verschwendest nicht noch mehr Zeit. In deinem Alter saß ich längst im Vorstand und habe wichtige Unternehmensentscheidungen getroffen. Ich bin gespannt, wo du dich überall beworben hast! Gruß Papa.«

Der Knoten schwoll weiter an. Am liebsten hätte ich das Handy gegen die Wand geschmissen. Selbst unsere letzte WG-Party versaute er mir. Wie ich diese Vorwürfe hasste. Ich atmete wie ein Bulle kurz vor seinem Angriff und knackste mit den Fingern.

»Alles okay?« Besorgt legte Sarah eine Hand auf meine Schulter.

Ich zuckte zusammen und schüttelte verwirrt den Kopf. »Ja, alles gut. Es ist nur … ach nix. Ich glaube, ich brauche jetzt was Härteres.«

»Okay«, sagte Sarah und zog die Silben dabei in die Länge.

Ich berührte sie am Oberarm. »Hey, es ist wirklich alles in Ordnung.« Die Nachricht meines Vaters verdrängte ich in den Tiefen meines Unterbewusstseins. Ich wollte jetzt keine weiteren Gedanken an ihn verschwenden. »Wodka?«, fragte ich in die Runde.

»Wodka«, riefen die Jungs, bis auf Sven und die Mädels, die einen Glühwein orderten.

»Ich hole die Drinks. Sarah, kommst du mit?« Mit einem Kopfnicken deutete ich Richtung Küche, sie folgte mir. »Wie findest du unsere Wohnung?«, fragte ich beiläufig.

»Ganz gut. Ich bin positiv überrascht. Ich hätte gedacht, dass eine Männer-WG chaotischer aussieht.«

»Ach was, meistens ist die Wohnung betretbar«, scherzte ich. Wenn sie wüsste … Ohne Sven würde es hier ganz anders aussehen.

In der Küche angelangt, griff Sarah nach der Flasche am Herd. »Ich kümmere mich um den Glühwein. Brauche nur einen Topf.«

Aus dem Schrank holte ich einen kleinen Topf und legte ihn auf die Herdplatte. Dann griff ich nach den Plastikbechern auf dem Tisch und beschriftete einen mit meinem Namen.

Sarah goss den Glühwein in den Topf, ließ ihn köcheln, lehnte sich an der Arbeitsplatte an und schaute zu mir. »Weißt du schon, was du als Nächstes machen willst, jetzt, wo du deinen Abschluss hast? Oder willst du den Master hintendran hängen?«

»Keine Ahnung. Am liebsten würde ich wegziehen und eine Stelle in der Entwicklung annehmen. Nürnberg ist zwar schön, aber ich brauche einen Tapetenwechsel.« Große Träume hatten damals meine Ex-Freundin und mich von Augsburg nach Nürnberg geführt, um zu studieren. Wir wollten uns hier etwas gemeinsam aufbauen. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie ins Ausland gegangen war, nach Paris. Von wegen, nach dem Auslandssemester würden wir einfach dort weitermachen, wo wir davor aufgehört hatten. Die ganze Stadt erinnerte mich an unsere zerplatzten Träume und daran, was hätte sein können. »Vielleicht bleibe ich aber auch erst einmal bei Continental.« Seit mehreren Semestern arbeitete ich dort als Werkstudent und wusste, dass sie mich als Ingenieur in der Qualitätssicherung übernehmen würden. Auch wenn das nicht mein Traumjob wäre, konnte ich mir das übergangsweise vorstellen, bis ich was Bessere fände. Ein würzig-aromatischer Duft stieg mir in die Nase, der mich daran erinnerte, dass Weihnachten bevorstand, was ich am liebsten verdrängt hätte. Genauso wie Andys Rudolf-Pulli, bei dessen Anblick ich jedes Mal den Kopf schütteln musste. Sarah drehte die Temperatur herunter und mischte den Glühwein mit dem Löffel, den sie aus der Schublade geangelt hatte. Ich holte ein paar Schnapsgläser, eine Flasche Cola, Wasser und Wodka aus dem Kühlschrank und stellte sie neben die Becher auf dem Esstisch ab.

»Das klingt nach einem Plan. Ist es blöd, wenn ich hoffe, dass du hierbleibst?« Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte mich an.

Ich lächelte. »Blöd? Überhaupt nicht. Im Gegenteil, es ist schön zu hören, dass mich hier jemand vermissen würde.« Vielleicht hatte Andy recht und ich sollte Sarah nicht gleich abschreiben. Ein feiner Dampf stieg über dem Glühwein auf. Vorsichtig trat ich an Sarah heran, unsere Arme berührten sich. Ich streckte mich, um die Tassen aus dem oberen Schrank zu fischen. Nichts. Kein Kribbeln, kein Stromschlag, keine Schmetterlinge. Wieso nur fing mein Herz bei der Berührung nicht an zu pochen, sondern blieb stumm, als wäre es betäubt? Oder brauchte es bloß Zeit? Genau wie bei Hannah damals? Dabei wäre Sarah die perfekte Partie. Sie sah gut aus, schien lieb zu sein und sie verstand sich super mit meinen Kumpels. Ich wünschte, ich würde auf sie abfahren. Die Tassen stellte ich neben dem dampfenden Topf ab und reichte Sarah einen Schöpflöffel.

Sie machte den Herd aus und goss den Glühwein in die Tassen. »Sollen wir auf deinen Abschluss anstoßen, bevor wir wieder zu den anderen gehen?« Den Kopf schieflegend spielte sie mit ihren schokobraunen Haaren.

»Klar.« Ich schenkte mir Wodka in ein Schnapsglas ein und Cola in meinen beschrifteten Becher, zum Nachtrinken. »Du willst sicher keinen?«

Sarah hob eine Tasse. »Ich bleibe lieber beim Glühwein. Danke. Auf dich.«

Wir prosteten uns zu. Ich kippte den Wodka runter und spülte ihn mit Cola nach. Automatisch verzog ich das Gesicht, als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Wieso trank ich so etwas Ekliges? Dann griff ich zu der Packung Trüffelchips, die auf dem Tisch lag. Wer auch immer sie hierhergebracht hatte. Die Chips schmeckten in dem Moment köstlicher als Mamas Käsekuchen. Und sie machte verdammt guten Käsekuchen. Sarah half mir dabei, die Schnapsgläser und die nach Zimt und Nelken duftenden Tassen auf ein Tablett zu stellen. Dieser verdammte Geruch erinnerte mich wieder an Weihnachten. Gerade um diese Zeit herum fühlte ich mich besonders einsam. Es schien, als würde überall diese Magie in der Luft schweben, die betonte, was mir fehlte: Jemand, mit dem ich kuscheln und diese romantische Atmosphäre genießen konnte. Sarah sah mich eindringlich an. Doch noch immer regte sich nichts in mir. Kein Kribbeln im Bauch, kein Herzflattern. Meine Gefühlswelt blieb spannungslos. Ob das an meiner Ex-Freundin lag, die mir ausgerechnet an Weihnachten von ihren Plänen erzählt hatte, nach Paris abzuhauen? Nein, ich war längst über sie hinweg. Anfangs dachte ich, sie hätte mir das Herz gebrochen, mittlerweile konnte ich mich nicht mehr an das Gefühl erinnern, je verliebt gewesen zu sein. Vielleicht kannte ich es gar nicht? Abwesend fuhr ich mir durch die Haare, als es plötzlich schepperte. Die Musik verstummte. Sarah und ich stürmten aus der Küche. Alle Augen klebten auf John, der entschuldigend die Arme in die Luft riss. Vor ihm lag die Musikbox in einer Pfütze auf dem Boden, umringt von Glasscherben.

»Sorry, ich bin mit dem Ellbogen dagegen gestoßen.«

Andy warf John einen tödlichen Clint Eastwood-Blick zu und hob die Musikbox auf. »Alter, wenn sie kaputt ist, kaufst du ’ne Neue.«

Ich brachte Küchenrolle und Kehrschaufel.

»Danke.« Mit grimmiger Miene tupfte Andy die Box ab und fummelte an ihr herum. »Ich lass sie lieber mal trocknen.« Schuldig wischte John den Boden auf und kehrte die Glasscherben zusammen.

»Ohne Musik ist’s ein bisschen traurig«, meinte ich.

»Alter, ich bin doch schon dabei. Macht halt erst mal das Radio an.«

Sven eilte in die Küche, schaltete das Küchenradio an und trug vorsichtig das Tablett mit den Tassen, Gläsern und Bechern ins Wohnzimmer. Last Christmas von Wham! trällerte aus den Boxen. Da erinnerte ich mich an unsere Drinks und holte noch den Wodka, die Cola und das Wasser. Als ich zurückkam, grölten alle zur Weihnachtsmusik und tanzten auf unserer improvisierten Tanzfläche zwischen Wohnwand und Balkon.

»Radio Euphorias Traum«, kam es aus dem Radio, gefolgt von All I Want For Christmas Is You von Mariah Carey.

»Das ist doch dieser, ah …, wie heißt noch mal der Radiosprecher?«, fragte Marcella, die mit einer Tasse Glühwein vor sich hin tanzte.

»Basti«, rief ich ihr zu.

»Ja, genau.«

»Liebe Hörerinnen und Hörer, heute haben wir ein ganz besonderes Highlight für euch. Radio Euphorias Traum verlost einen exklusiven viertägigen Skiurlaub in Neustift in Österreich über die Weihnachtsfeiertage für eine Gruppe von vier Personen. Erlebt unvergessliche Momente in einem erstklassigen Apartment mit Blick auf die Alpen und genießt die verschneiten Pisten. Hört genau zu und sichert euch die Chance auf dieses fantastische Abenteuer!«

»Dreh mal auf«, rief Andy John zu.

Alle verstummten und lauschten dem Moderator.

»Um dir die Chance auf diesen traumhaften Skiurlaub zu sichern, musst du nur anrufen und folgende Frage beantworten: Welche berühmte österreichische Skiregion ist für ihre Après-Ski-Partys weltweit bekannt? Weißt du die Antwort? Versuch dein Glück unter 0 …«

Als ob man da jemals in die Leitung käme. Ich blickte zu Andy, der etwas in sein Smartphone zu tippen schien.

Im Hintergrund lief In Your Eyes von Peter Gabriel, als der Song abrupt abbrach und die Stimme des Radiomoderators erklang. »Das ging ja schnell. Hallo, wen habe ich denn in der Leitung?«

»Andy Fischer.«

Mir fiel die Kinnlade herunter. Gebannt schaute ich meinen besten Kumpel an, der nur einen Meter entfernt von mir stand, in sein Handy sprach und uns dabei verblüfft anblickte. Er hatte den Lautsprecher angemacht, während John das Radio leiser drehte.

»Hallo, Andy. Herzlichen Glückwunsch, du bist durchgekommen und hast jetzt die Chance auf einen Skiurlaub. Dazu musst du nur eine Frage richtig beantworten. Bist du bereit?«

»So was von«, antwortete Andy.

»Gut«, der Radiosprecher wiederholte die Frage.

»St. Anton am Arlberg.«

Mir stockte der Atem. Bitte, lass es richtig sein, hoffte ich und ballte die Fäuste.

»Und das ist richtig. Herzlichen Glückwunsch, Andy, du hast einen viertägigen Skiurlaub für vier Personen, samt Übernachtung und Halbpension in Neustift, Österreich gewonnen. Wen nimmst du denn mit?«

»Wahnsinn. Ich kann es gar nicht fassen. Vielen Dank. Ich nehme die Jungs aus meiner WG mit. Wir haben gerade alle unser Studium beendet, da ist ein letzter gemeinsamer Urlaub perfekt.«

»Fantastisch, herzlichen Glückwunsch noch mal, Andy! Genießt euren wohlverdienten Skiurlaub in Österreich und habt eine unvergessliche Zeit zusammen! Bleib noch einen Moment in der Leitung, damit wir alles Weitere klären können. Für die anderen Zuhörerinnen und Zuhörer da draußen geht es weiter mit Fix You von Coldplay

Andy stellte den Lautsprecher wieder aus und gab ein paar Daten weiter. Sobald er aufgelegt hatte, fielen wir vier Jungs uns jubelnd in die Arme. Ich konnte unser Glück kaum fassen. Andy hatte soeben mein Weihnachten gerettet. »Wie kommst du darauf, beim Radio anzurufen? Du kannst nicht einmal Skifahren.«

Mein bester Kumpel zuckte mit den Schultern. »Wollte ich schon immer mal ausprobieren. Ich werde mir einfach einen Skilehrer buchen.«

Grinsend drückte ich ihm die Schulter. Ich konnte das ganze immer noch nicht fassen.

»Alter, ihr solltet jetzt lieber nett zu mir sein und …« Andy warf John einen bissigen Blick zu. »… mir nicht meine Sachen kaputtmachen.«

»Sorry, Andy-Candy.« John umarmte meinen besten Freund. 

»Passt schon, Alter. Hab sie wieder zum Laufen gebracht. Ihr könnt das Radio ausmachen.« Andy schmiss die Musikbox wieder an. Hey Ma von Cam’ron dröhnte aus den Boxen. Alle warfen die Arme in die Höhe und tanzten bis in die frühen Morgenstunden.

Ein tiefgründiger weihnachtlicher Liebesroman für das Herz und die Seele.

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